Sabine Weber-Treiber 05.09.2016

 

Akzeptieren, dass man nicht permanent Hilfe braucht

 

Im Interview: Sabine Weber-Treiber

 

Sabine Weber-Treiber ist derzeit die erfolgreichste Schwimmerin im österreichischen Behindertensport. Nach einer Viruserkrankung 2009 querschnitt-gelähmt, war sie bereits 2012 bei den Paralympics in London dabei und vertritt heuer Österreich in Rio.

 

Auf der Homepage ist mir sofort der Satz aufgefallen: „… jonglierend zwischen Familie, Begeisterung und Sport. Nothing is impossible!“ Wie kann man das kurz ein bisschen konkretisieren?
Sabine Weber-Treiber: Es ist manchmal ein bisschen wie in einem Zirkus, darum jonglierend, da die Familie andere Bedürfnisse als den Sport hat – oft lässt sich beides verbinden. Die Kinder leben mittlerweile meine Begeisterung für den Sport voll mit. Also am Vormittag bin ich die Person, die den Sport mit Leidenschaft und Konzentration ausübt, und am Nachmittag bin ich dann wieder die Mama. Jetzt habe ich überhaupt das Privileg, nur Mama und Sport zu verbinden, sonst verbinde ich dann den Beruf auch noch.

 

Sie sind Bankangestellte?
Sabine Weber-Treiber: Ich arbeite in der Bank und habe das Privileg der freien Zeiteinteilung. Das heißt, wir haben ein Arbeitspensum vereinbart, und ich teile mir das ein, wie es in meinem Wochenablauf am besten hineinpasst. Wenn man es nur will, dann bringt man alles unter einen Hut.

 

Gab es vor der Erkrankung 2009 auch schon diese Begeisterung für Sport?
Sabine Weber-Treiber: Ich war immer schon im Leistungssport zuhause. Ich hab in jungen Jahren Landhockey gespielt bis zum Autounfall im Jahr 2000. Nach dem Autounfall ist es nicht mehr gegangen, weil die Beweglichkeit in der Wirbelsäule nicht mehr so gegeben war. Ich habe dann zum Laufen angefangen und das Laufen aber sehr exzessiv betrieben mit der Marathondistanz. Also die Grundlage und die Ausdauer waren wirklich da. Der exzessive Sport ist mit der Reha gekommen. Ich bin unter den Top Ten der Welt, und das ist ein Knochenjob.

 

Haben Sie sich vor Ihrer Krankheit mit dem Thema Behinderung auseinandergesetzt?
Sabine Weber-Treiber: Ich habe den Autounfall 2000 gehabt und bin fast vollständig genesen. Ich habe zwar die Wirbelverletzungen gehabt, aber ich war gehend. Wir haben zwei Tage bevor die Erkrankung 2009 ausgebrochen ist ein Kaufanbot für eine Wohnung unterschrieben, die im dritten Stock ohne Lift war. Mein Mann war in den ersten 14 Tagen, wo ich im Krankenhaus war, so im Ausnahmezustand, dass er natürlich nicht gleich daran gedacht hat, den Makler zu informieren, dass wir die Wohnung eventuell gar nicht nehmen können. Wir haben dann von diesem Kaufanbot zurück treten wollen. Das war dann ein ziemliches Trara mit Anwalt und Co. Dann hat sich die Suche nach einem neuen Eigenheim, das allen Anforderungen entspricht, sehr schwierig gestaltet. Egal ob wir uns einen Neubau angeschaut haben oder einen Altbau. Ich meine da geht wirklich irgendetwas schief, denn wir müssen sehen, dass die Bevölkerung immer älter wird. Das heißt auch, wenn manche jetzt nicht aufgrund einer Verletzung oder einer Erkrankung behindert sind, werden sie einfach unbeweglicher wenn sie älter sind, und irgendwann sind sie alle dann darauf angewiesen.

Selbstbestimmtheit, wo hat sie ihre Grenzen dann gefunden?

Sabine Weber-Treiber: Man muss schon lernen, Hilfe anzunehmen. Die anderen müssen aber auch akzeptieren lernen, dass man nicht permanent Hilfe braucht. Das ist so ein Lernprozess gewesen. Ich muss gestehen, das war etwas, was sehr schnell vonstattengegangen ist bei unserem Freundeskreis und auch in der Familie. Das war nie ein Problem.

 

Gibt es Veranstaltungen oder Orte, wo Sie sagen, da würde ich schon gerne einmal teilnehmen, aber aufgrund fehlender Barrierefreiheit geht es nicht?
Sabine Weber-Treiber: Am Wochenende haben wir ein Erlebnis gehabt, das mich zu einem Mail an den Geschäftsführer veranlasst hat. Wir waren im Familypark in St. Magarethen, und bis jetzt war es noch nie ein Thema, dass ich mitfahren darf, wenn ich selber in das Fahrgeschäft überwechseln kann. Diesmal war es ein Thema. Ich habe in die „Rattenmühle“ nicht einsteigen dürfen, obwohl ich die letzten vier Jahre mit dem Ding immer gefahren bin. Man hat gesagt: „Das ist die neue Regel, Rollstuhlfahrer dürfen nicht damit fahren.“ Das Einzige, was sie machen müssen, ist, den Rollstuhl fünf Zentimeter wegschieben. Ich meine, wenn ich Hilfe beim Einund Aussteigen brauche und dadurch den Ablauf des Ganzen massiv verzögere, sehe ich es natürlich ein, aber wenn dies nicht der Fall ist, warum soll ich dann nicht damit fahren können. Also ich kenne keinen mit Behinderung, der seine Behinderung nicht so weit einschätzen kann, und ich würde nie jemand anderen deswegen jetzt in Gefahr bringen. Das habe ich ihm auch so geschrieben. Bin schon gespannt, was er mir zurückschreibt.

 

Gibt es ein paar Geschichten oder Ups, Hoppalas, die einem als Rollstuhlfahrer passieren?
Sabine Weber-Treiber: Unlängst war ich mit den Kindern schwimmen. Luisa ist die Rutsche hinuntergerutscht und dann beim Rutschenauslauf gegen die Strömung geschwommen und hat sich dann natürlich ein bisschen schwergetan. Dann habe ich gemerkt, dass sie müde wird, und bin aus dem Rollstuhl ins Becken hinein, um ihr zu helfen. Uns ist der Bademeister nachgehüpft, weil er geglaubt hat, ich bin aus dem Rollstuhl herausgefallen. Erst wie er dann gesehen hat, wie ich schwimme und was ich für einen Oberkörper habe und dann auch noch Leute gekommen sind und mich begrüßt haben, hat er gesagt: „So, und jetzt erklären Sie mir mal, wer Sie eigentlich sind?“ Sage ich: „Na ja, ich schwimme bei den Olympischen Spielen.“

 

Sie reisen gerne und auch viel – beruflich und natürlich auch privat. Wie liegt Österreich, wenn man das Thema Barrierefreiheit oder „rollstuhlgerecht“ hernimmt?
Sabine Weber-Treiber: Es ist eigentlich ganz erstaunlich und für mich manchmal auch ein bisschen bedrückend fast und traurig, dass Österreich da leider im unteren Mittelfeld liegt und rangiert. Es wird zwar besser, aber es ist einfach noch nicht durchgedrungen. Es sind oft wirklich Kleinigkeiten,
die ohne großen Aufwand zu ändern wären.

 

Wir waren gemeinsam bei der „Stadtbegehung barrierefrei“ in Mödling unterwegs. Macht das Sinn, in Gemeinden solche Sensibilisierungsarbeit zu leisten?
Sabine Weber-Treiber: Ich glaube, das war sehr bezeichnend. Der Vizebürgermeister war ja dabei, aber es war halt der Vizebürgermeister, vom Bauamt war ja nur einer dabei, aber nicht der Leiter. Also es ist die zweite Garde quasi vorgeschickt worden, und die zweite Garde ist dann auch
ziemlich schnell ermüdet gewesen, wie sie gesehen hat, wie viel Bedarf da noch ge geben ist. Gerade in Mödling wurde in den letzten fünf Jahren sehr viel umgebaut und erneuert, wobei bei den Erneuerungen eher auf die Ästhetik und auf das Stadtbild Wert gelegt wurde als auf Barrierefreiheit. Das fängt beim Schrannenplatz an, wo der Brunnen versetzt wurde. Dadurch ist jetzt das Gefälle sehr steil. Da rutschen die Leute der Reihe nach aus. Aber es ist schön.

 

Aber jetzt geht es ja Richtung Rio. Sie freuen sich darauf?
Sabine Weber-Treiber: Ja sehr. Jetzt ist ein unbeschreiblicher Moment.

 

Wir alle drücken die Daumen, dass alles gut über die Bühne geht und dass das Team mit vielen Medaillen nach Hause kommt ...
Sabine Weber-Treiber: Das wünschen wir uns alle, ja.

 

Mehr Informationen zur Person:
http://www.webertreiber.com/

Sendezeiten Paralympics im ZDF und Ersten:
http://rio.sportschau.de/rio2016/paralympics/radio_tv/index.html

Starts von Sabine Weber-Treiber:

 

*                          10. September 2016 50 m Freistil

 

*                          11. September 2016 100 m Brust

 

*                          17. September 2016 100 m Freistil

 

Interview:
Alfred Luger
Projektleiter Barrierefreie Erwachsenenbildung in Niederösterreich
BHW Bildungs - und Heimatwerk Niederösterreich GmbH

 

05.09.2016

 

Barrierefreiheit ist auch bei denkmalgeschützten Bauten möglich!

Mit ähnlichen Vorrichtungen wie im Bild bleibt die Optik vollkommen erhalten. Barrierefreiheit darf nicht eine Frage der Kosten sein!

Wo ein Wille ist,

ist auch ein Weg !

 

Anscheinend ist aber die Barrierefreiheit in Österreich und auch in vielen anderen Länder, den politischen Entscheidungsträger sch....egal.

 

 

Video: https://www.facebook.com/279529388858528/videos/818450771633051/

 

Zum Beispiel werden in Wien Fristen bis 2042 vorgesehen. Das heißt, bis zum Sankt-Nimmerleinstag, da solche Fristen meistens nicht eingehalten werden und mit großer Wahrscheinlichkeit verlängert werden.

 

Fadenscheinige Ausreden, wie zum Beispiel wegen den zu hohen Kosten und den architektonischen Gründen, sind an der Tagesordnung.

 

Bei den Bundesgebäuden wird das Alter als Hinderungsgrund angegeben, da sie größtenteils unter Denkmalschutz stehen.

Auch da gebe es sehr kreative Möglichkeiten, wie man im Video sehen kann !

 

Auch bei vielen neueren Gebäuden wurde bei Renovierungsarbeiten einfach verabsäumt die Barrierefreiheit mit einzuplanen.

 

 

Es werden laufend neue Gebäude geschaffen und auch da sind wir weit weg von einer Einhaltung der in der UN Behindertenrechtskonvention vorgeschriebenen Barrierefreiheit ! Eine gesetzlich regulierte Baunorm für Barrierefreies Bauen in Österreich scheitert auch am exzessiven Förderalismus der zuständigen Bundesländer.

Für den Landeshauptmann in Niederösterreich ist die Barrierefreiheit eine "hahnebüchene Forderung"!

 

 

In der Privatwirtschaft wird natürlich von saftigen Geldstrafen abgesehen, da sich die politische Seite dem Druck der Wirtschaft beugt.

 

Bei den selbsternannten Vertretern der Menschen mit Behinderung in den österreichischen Parteien ÖVP, SPÖ, FPÖ, Grüne, usw. fehlt der Wille, die UN-Behindertenrechtskonvention umzusetzen.

 

Auch die selbsternannten Behindertenvertreter und die Behindertenverbände  ÖAR, ÖZIV, KOBV,….u.s.w.), erzeugen zu wenig Druck bei ihren Forderungen.

Leider ist es in vielen anderen Behindertenbelangen genau so.

Warum ? ? ? Der Dachverband der Behindertenvereine ist ein Skandal!

 

 

 

Barrierefreiheit ist auch bei denkmalgeschützten Bauten möglich!

Mit ähnlichen Vorrichtungen wie im Bild bleibt die Optik vollkommen erhalten. Barrierefreiheit darf nicht eine Frage der Kosten sein!

Wo ein Wille ist,

ist auch ein Weg !

 

Anscheinend ist aber die Barrierefreiheit in Österreich und auch in vielen anderen Länder, den politischen Entscheidungsträger sch....egal.

 

 

Video: https://www.facebook.com/279529388858528/videos/818450771633051/

 

Zum Beispiel werden in Wien Fristen bis 2042 vorgesehen. Das heißt, bis zum Sankt-Nimmerleinstag, da solche Fristen meistens nicht eingehalten werden und mit großer Wahrscheinlichkeit verlängert werden.

 

Fadenscheinige Ausreden, wie zum Beispiel wegen den zu hohen Kosten und den architektonischen Gründen, sind an der Tagesordnung.

 

Bei den Bundesgebäuden wird das Alter als Hinderungsgrund angegeben, da sie größtenteils unter Denkmalschutz stehen.

Auch da gebe es sehr kreative Möglichkeiten, wie man im Video sehen kann !

 

Auch bei vielen neueren Gebäuden wurde bei Renovierungsarbeiten einfach verabsäumt die Barrierefreiheit mit einzuplanen.

 

 

Es werden laufend neue Gebäude geschaffen und auch da sind wir weit weg von einer Einhaltung der in der UN Behindertenrechtskonvention vorgeschriebenen Barrierefreiheit ! Eine gesetzlich regulierte Baunorm für Barrierefreies Bauen in Österreich scheitert auch am exzessiven Förderalismus der zuständigen Bundesländer.

Für den Landeshauptmann in Niederösterreich ist die Barrierefreiheit eine "hahnebüchene Forderung"!

 

 

In der Privatwirtschaft wird natürlich von saftigen Geldstrafen abgesehen, da sich die politische Seite dem Druck der Wirtschaft beugt.

 

Bei den selbsternannten Vertretern der Menschen mit Behinderung in den österreichischen Parteien ÖVP, SPÖ, FPÖ, Grüne, usw. fehlt der Wille, die UN-Behindertenrechtskonvention umzusetzen.

 

Auch die selbsternannten Behindertenvertreter und die Behindertenverbände  ÖAR, ÖZIV, KOBV,….u.s.w.), erzeugen zu wenig Druck bei ihren Forderungen.

Leider ist es in vielen anderen Behindertenbelangen genau so.

Warum ? ? ? Der Dachverband der Behindertenvereine ist ein Skandal!

 

 

 

von Herrn "GROLL": In Österreich ist das Bundesbehindertengleichstellungsgesetz nicht nur sprachlich, sondern auch inhaltlich ein Ungetüm. Es sieht nämlich keine direkte Klagsmöglichkeit vor, allenfalls ist die gerichtliche Feststellung einer Diskriminierung möglich, mit der Pönale kann man fünf Mal ins Kino gehen. Das alles verblasst aber neben dem Prunkstück des Gesetzes: neu errichtete (z. B. Fischhändler Nordsee, McDonald’s) und unsanierte Barrieren (Parkhotel Pörtschach, Moser Verdino Klagenfurt) müssen selbst bei einer Verurteilung in der Folge einer gescheiterten Schlichtung NICHT beseitigt werden.

Man kann in Österreich Barrierefreiheit auf dem Klagsweg NICHT durchsetzen.

So weit, so beschämend. Widerlich wird es, wenn man hinzufügt, dass der Bund seine Frist bis zum Jahr 2020 erstreckte und die

Stadt Wien ihre Frist gar bis ins Jahr 2042 ausdehnte. Barrierefreiheit wird in Österreich auch in dreißig Jahren eher die Ausnahme als die Regel sein.

 

Interessanter Artikel:

http://www.nachrichten.at/nachrichten/longread/Achtung-Stufe-Im-Rollstuhl-durch-Linz;art180211,2091674